Il pomo d‘oro (1666/1668)

Filmische Nacherzählung
einer barocken Festoper

Daniela Franke

Die Festoper Il pomo d’oro („Der guldene Apfel“) ist eines der wichtigsten Zeugnisse der Wiener Festkultur der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Sie wurde bereits für das Jahr 1666 anlässlich der Hochzeit von Kaiser Leopold I. mit der spanischen Infantin Margarita Teresa verfasst. Der Text stammt von Francesco Sbarra (1611–1668) und die Musik zum größten Teil von Antonio Cesti (1623-1669). Da das neue Hoftheater auf der Kurtine allerdings beim Eintreffen der Braut noch nicht fertiggestellt war, wurde das Werk erst eineinhalb Jahre nach der Hochzeit zur Aufführung gebracht – nun anlässlich des 17. Geburtstags der jungen Kaiserin.

Die Oper erzählt die bekannte mythologische Geschichte des Paris-Urteils und bezieht sich sowohl im Prolog als auch am Ende auf die dynastische Bedeutung der Hochzeit und die beiden kaiserlichen Widmungsträger. Der Theateringenieur Lodovico Ottavio Burnacini (1636–1707) hatte für die überaus prächtige Aufführung insgesamt 23 Bühnenbilder und zahlreiche Kostüme entworfen. Als druckgrafische Beigaben zu luxuriösen Libretto-Ausgaben, aber auch als separate Drucke fand die aufwendige Ausstattung Burnacinis weite Verbreitung.

Der Film fasst in ca. 30 Minuten die gesamte Handlung der Oper zusammen, deren Aufführung vermutlich insgesamt 10 Stunden, auf zwei Tage verteilt, dauerte. Als Grundlage für die modernisierte Nacherzählung dienten zum einen das Libretto und zum anderen ein sogenanntes ‚Szenario‘ mit kurzen Zusammenfassungen der Handlung und Erläuterungen zu den Verwandlungen und Bühneneffekten. Vor diesem Hintergrund wurden Burnacinis Szenenbilder entsprechend animiert.

Ausstellungskatalog Andrea Sommer-Mathis – Daniela Franke – Rudi Risatti (Hgg.), Spettacolo barocco! Triumph des Theaters, Wien (Theatermuseum) 2016.

  • Erika Fischer-Lichte, Theater als Affektmaschine, 17–25.

  • Wolfgang Greisenegger, Die Entwicklung von Bühnenbau und Kulissentechnik vom 16. zum 18. Jahrhundert, 59–69 [63–65].

  • Friedrich Polleroß, Barocke Feste und ihre Bildquellen, 99–113 [112–113].

  • Thomas Leibnitz, Die Musik der Kaiser im Spiegel der Wiener Hofmusikkapelle, 121–133 [129].

  • Katalogteil: Kat.-Nrn. 1.26, 1.27, 1.28–36, 1.37–39.

Andrea Sommer-Mathis, Höfische Repräsentation in Theater und Fest der Frühen Neuzeit, in: Gernot Gruber – Monika Mokre (Hgg.), Repräsentation/en, Wien 2016, 131–149.

Herbert Karner (Hg.), Die Wiener Hofburg 1521–1705. Baugeschichte, Funktion und Etablierung als Kaiserresidenz (Veröffentlichungen zur Bau- und Funktionsgeschichte der Wiener Hofburg, Bd. 2), Wien 2014.

    • Andrea Sommer-Mathis, Das Theater auf der Kurtine, 422–427.

    • Andrea Sommer-Mathis, Musik, Theater und Tanz: Die Wiener Hofburg als Schauplatz von szenischen Aufführungen, 470–493.

Ausstellungskatalog Vana Greisenegger-Georgila, Ungezähmte Natur als Schauplatz. Bühnenbilder aus drei Jahrhunderten, Wien (Österreichisches Theatermuseum) 2011, 16–19, 59–61, 97f., 127, 129f.

Andrea Sommer-Mathis, Fest und Festung. Die Wiener Burgbefestigung als Bauplatz von Tanzsälen und Opernhäusern im 16. und 17. Jahrhundert, in: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege 64, 2010, 83–92.

Andrea Sommer-Mathis, Feste am Wiener Hof unter der Regierung von Kaiser Leopold I. und seiner ersten Frau Margarita Teresa (1666 – 1673), in: Fernando Checa Cremades (Hg.), Arte Barroco e ideal clásico. Aspectos del arte cortesano de la segunda mitad del siglo XVII, Madrid 2004, 240–244.

Ausstellungskatalog Ulf Küster (Hg.), Theatrum Mundi. Die Welt als Bühne, München (Haus der Kunst) 2003.

  • Vana Greisenegger-Georgila, Aspekte der Bühnendekoration im 17. Jahrhundert, 25–29

  • Katalogteil: Kat.-Nrn.84 a–j

 

Andrea Sommer-Mathis, Momo und Truffaldino. Die komischen Personen in den beiden Versionen des Pomo d’oro am Wiener (1668) und am spanischen Hof (1703), in: Brigitte Marschall (Hg.), Theater am Hof und für das Volk. Beiträge zur vergleichenden Theater- und Kulturgeschichte. Festschrift für Otto G. Schindler zum 60. Geburtstag (Maske und Kothurn, Bd. 48), Wien – Köln – Weimar 2002, 215–231.

Rouven Pons, » Wo der gecronte Low hat seinen Kayser-Sitz « . Herrschaftsrepräsentation am Wiener Kaiserhof zur Zeit Leopolds I. (Deutsche Hochschulschriften, Bd. 1195), Egelsbach – Frankfurt a. M. – München – New York 2001, 202–207.

Andrea Sommer-Mathis, Lodovico Ottavio Burnacini, scenografo e costumista di Antonio Draghi, in: Emilio Sala – Davide Daolmi (Hgg.), »Quel novo Cario, quel divin Orfeo«. Antonio Draghi da Rimini a Vienna. Atti del convegno internazionale (Rimini, Palazzo Buonadrata, 5–7 ottobre 1998) (ConNotazioni, Bd. 7), Lucca 2000, 397–410.

Maria Goloubeva, The Glorification of Emperor Leopold I in Image, Spectacle and Text (Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz, Bd. 184), Mainz 2000, 107–111.

Ausstellungskatalog Musica Imperialis. 500 Jahre Hofmusikkapelle in Wien 1498–1998, Wien (Prunksaal der ÖNB) 1998, 65, 72f., 311f, Kat.-Nr. 3.18.

Ausstellungskatalog G. Ulrich Großmann (Hg.), Von teutscher Not zu höfischer Pracht 1648–1701, Nürnberg (Germanisches Nationalmuseum) 1998, 329–335, Kat.-Nrn. 223–225.

Maria Goloubeva, »Il Pomo d’oro« and the problem of dynastic continuity in the reign of Leopold I, in: Majestas 5, 1997, 79–98.

Günter Brosche, »Nur danken kann ich …«. Einige Neuerwerbungen der Musiksammlung der ÖNB im Jahre 1995, in: Biblos 45,2, 1996, 269–271.

Kristiaan P. Aercke, Ne Plus Ultra: Il Pomo d’oro, the Habsburg Apple, in: ders., Gods of Play: Baroque Festive Performances as Rhetorical Discourse, Albany/NY 1994, 221–252.

Herbert Seifert, Der Sig-prangende Hochzeit-Gott. Hochzeitsfeste am Wiener Kaiserhof 1622–1699 (dramma per musica, Bd. 2), Wien 1988, 23–40.

Jean-Marie Valentin, »Il Pomo d’Oro« et le mythe impérial Catholique à l’époque de Léopold Ier, in: XVIIe Siècle 36, 1984, 17–36.

Sabine Solf, Festdekoration und Groteske. Der Wiener Bühnenbildner Lodovico Ottavio Burnacini. Inszenierung barocker Kunstvorstellung (Studien zur deutschen Kunstgeschichte, Bd. 355), Baden-Baden 1975, 33–109.

Robert A. Griffin, High Baroque Culture and Theatre in Vienna, New York 1972, 83–115.

Francesco Sbarra, Der guldene Apfel: Schauspiel gehalten in Wien auf das höchstherrlichst-gesegnete Vermählungs-Fest dero Römisch Kaiserl. und Königlichen Majestäten Leopoldi und Margaretae, Faksimiledruck (Jahresgabe der Wiener Bibliophilen-Gesellschaft 1965), Wien 1965.

Diane H. Shock, Costuming for »Il pomo d’oro«, in: Gazette des beaux-arts 70, 1967, 251–256.

Flora Biach-Schiffmann, Giovanni und Ludovico Burnacini. Theater und Feste am Wiener Hofe, Wien – Berlin 1931, 52-55, 99–111.

Francesco Sbarra, Der guldene Apfel: Schauspiel, gehalten in Wien, auf das hoechstherrlichste Vermählungs-Fest: Dero Roemisch. Kaiserl. und Königlichen Majestäten Leopoldi & Margaretae, Nürnberg 1672 [Libretto, deutsch].

Francesco Sbarra, Der goldene Apffel: Schau-Spiele / Gesungener vorgestellet in der Kayserlichen Residenz-Statt Wienn Zu Befrolockung der Glorwürdigsten Hochzeit. Beeder Kayserl. Mayestaeten Leopoldi deß Ersten / Roemischen Kaysers / zu Hungarn und Bohaim / Ertz-Herzogen zu Oesterreich Und Margariten Geborner Königlichen Infantin auß Hispanien, Wien 1668 [Szenario, deutsch].

Francesco Sbarra, Il Pomo d'oro: Festa Teatrale Rappresentata in Vienna Per L'Augustissime Nozze Delle Sacre Cesaree Reali Maesta Di Leopoldo, E Margherita, Wien 1668 [Libretto, italienisch].

Credits

Konzept und Text: Daniela Franke

Bildbearbeitung: Sanela Antic

Video: Barbara Schwertführer

Bildmaterial: ÖNB, Wien – Österreichische Nationalbibliothek, Musiksammlung